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Drei Mal Wahnsinn – Mein Weg in den Club des Cinglés du Mont Ventoux

  • Autorenbild: marcelgertsch
    marcelgertsch
  • 9. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Juli


Mitte Juni gönnten meine Frau und ich uns eine wohlverdiente Auszeit in Südfrankreich – genauer gesagt in der Camargue. Fünf Tage Sonne, Lavendelduft, Wein und Flamingos. Und natürlich: mein Rennvelo war auch dabei, wie könnte es anders sein?


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Wir logierten im Camarina Lodging, einem kleinen Bijou von B&B in Beauvoisin, einem wenig charmanten Dörfchen, wo man das Gefühl hat, die Zeit sei ein wenig stehen geblieben. Ausgangspunkt, um die Camargue mit ihren endlosen Ebenen, salzigen Lagunen und weissen Pferden zu erkunden. Die Temperaturen? Strahlender Sonnenschein, aber gnadenlose 35 Grad – ein regelrechter Glutofen. Deshalb beschränkte ich mich auf eher gemütliche Erkundungstouren, um die Umgebung kennenzulernen. Siehe mein Strava-Profil, wie immer alles fein säuberlich dokumentiert.


Doch ein Plan war von Anfang an gesetzt: Mont Ventoux – und zwar nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal! Mein Ziel: die Aufnahme in den legendären Club des Cinglés du Mont Ventoux, den Club der Verrückten, die den «Riesen der Provence» an einem einzigen Tag von allen drei Seiten bezwingen.

Frühstart ins Abenteuer

Um 5 Uhr morgens klingelte der Wecker. Kaffee, Banane, Trikot an – und ab ins Auto. Nach gut 1:45 Stunden Fahrt erreichte ich das bekannte Bédoin, den Startpunkt meiner Tour. Bédoin ist perfekt auf Rennradfahrer eingestellt – Radläden, Cafés und Velos soweit das Auge reicht. Ich gönnte mir ein klassisches französisches Frühstück – Café und Croissant – und holte mir den ersten Stempel für das Cinglés-Formular. Die Anmeldung hatte ich zuvor online erledigt (5 € Gebühr – fairer Deal).


Anstieg 1

Um 7:30 Uhr ging’s los. Der Anstieg von Bédoin gilt als der anspruchsvollste: 21 km, 1599 Höhenmeter. Die ersten Kilometer führen durch ein bewaldetes Gebiet, dann folgt das berühmte Mondland, das einem das Gefühl gibt, man fahre auf einem fremden Planeten. Die Temperatur war zu Beginn noch angenehm, doch es wurde schnell klar, es wird ein heisser Tag.


Nach 1:45 Stunden stand ich oben. Ein kurzer Stopp am Kiosk für eine eisgekühlte Cola und den zweiten Stempel, und schon ging’s weiter, denn ich hatte noch zwei Seiten des Berges vor mir.



Anstieg 2

Die Abfahrt nach Malaucène war ein Vergnügen, schnell, kurvig, kühlend. Doch kaum unten angekommen und mit dem nächsten Stempel bewaffnet, stand schon der nächste Anstieg an: 21 km, 1576 Hm. Landschaftlich eine Wucht, enge Schluchten, karge Hänge, wilde Kräuterduft – Provence pur. Allerdings merkte ich gegen Ende, dass meine Beine etwas müder wurden. Trotzdem erreichte ich den Gipfel nach 1:48 Stunden.


Anstieg 3:

Die Abfahrt Richtung Sault war erneut grandios, aber je tiefer ich kam, desto mehr kletterte das Thermometer. In Sault herrschten über 35 Grad. Ich verpflegte mich erneut in einer Bäckerei, holte den letzten Talstempel und trat den dritten und letzten Anstieg an: 25 km, 1214 Hm. Nicht schwierig, oft sogar angenehm flach, aber mental die grösste Herausforderung. Die Müdigkeit sass tief, die Hitze drückte.


Doch der Ventoux gab sich grosszügig, je höher ich kam, desto mehr zogen Wolken auf, und ein leichter Wind sorgte für Abkühlung. Die letzten Kilometer waren dann wieder identisch mit der Strecke von Bédoin, ein merkwürdiger Deja-vu-Effekt. Nach gut 35 Minuten erreichte ich zum dritten Mal an diesem Tag den Gipfel.

Finale Abfahrt

Die Abfahrt zurück nach Bédoin war das Tüpfelchen auf dem i, kurvenreich, schnell und einfach nur Spass pur. Nach 135 km, 4400 Höhenmetern und 6:51 Stunden reiner Fahrzeit rollte ich zufrieden, schweissnass und glücklich zurück zum Auto.


Zwei Wochen später lag sie dann im Briefkasten, die offizielle Bestätigung meiner Aufnahme in den Club des Cinglés du Mont Ventoux – samt Medaille. Verrückt? Vielleicht. Aber wer den Ventoux liebt, weiss: einmal ist nicht genug.



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Zuerst tut es weh, dann verändert es dich.

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