La Marmotte Granfondo
- marcelgertsch
- 1. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit
Im Dezember hatte ich mich entschlossen, als Herausforderung für das Jahr 2024 am La Marmotte Radmarathon teilzunehmen. Dieser Radmarathon verspricht sowohl körperliche Anstrengung als auch atemberaubende Landschaften. Die Vorbereitungen begannen früh, und eine der ersten Herausforderungen war die Unterkunftssuche.
Die Suche nach einer Unterkunft in La Bourg-d'Oisans im Januar erwies sich als schwieriger als erwartet. Die meisten Unterkünfte waren bereits ausgebucht, was mich dazu zwang, nach Alternativen zu suchen. Eine Unterkunft auf der Alpe d'Huez war keine Option, da ich die 10km lange Abfahrt vor dem Start vermeiden wollte. Schliesslich entschied ich mich, einen Camper zu mieten und auf einem Campingplatz direkt am Startort einen Stellplatz zu reservieren. Obwohl ich kein grosser Campingfan bin, schien dies die beste Lösung zu sein.
Den Camper habe ich bei roadsurfer.com gebucht. Der Abholort in Wetzikon war praktisch, und die Abholung und Rückgabe verliefen reibungslos. Mein Plan war, am Freitag anzureisen, am Samstag ein wenig einzufahren, am Sonntag den Radmarathon zu absolvieren und am Montagmorgen wieder nach Hause zu fahren.
Eine Woche vor dem Start erhielt ich eine Nachricht von den Veranstaltern. Der Start wurde aufgrund kurzfristig einberufener Neuwahlen in Frankreich um einen Tag vorverlegt. Diese Planänderung erforderte eine Anpassung meiner Pläne – das Einfahren am Samstag musste gestrichen werden, und ich würde bereits am Sonntag nach Hause fahren.
Trotz dieser Änderungen fühlte ich mich mit meinen 6000 Jahreskilometern und einem Kampfgewicht von 78 kg gut vorbereitet. Leider hatte das schlechte Frühsommerwetter meine Trainingspläne für längere Passanstiege beeinträchtigt. Den einen oder anderen längeren Passanstieg hätte ich gerne noch mitgenommen.
Am Freitagmorgen um 10:30 Uhr ging es los. Der Camper war gepackt, und nach dem „Ötztaler Technik-Nightmare“ hatte ich auch zwei Räder dabei. Die Fahrt nach Alpe d'Huez dauerte gut fünfeinhalb Stunden. Da die Startnummernausgabe am Freitag am Zielort stattfand, musste ich noch einmal hoch zur Alpe d'Huez fahren, um meine Startnummer abzuholen, und dann wieder hinunter zum Campingplatz.
Ein unerwartetes Problem war, dass ich die Kaffeemaschine im Camper nicht anschliessen konnte – der Camper hatte nur einen deutschen 230V-Anschluss. Leider waren die Geschäfte bereits geschlossen, sodass ich ohne Kaffee starten musste. Die Wetteraussichten, bewölkt und mit Gewitterschauern, bereiteten mir ebenfalls Sorgen.
Nach einer überraschend guten Nacht stand ich wie geplant um 5:15 Uhr auf, frühstückte (leider ohne Kaffee) und rollte um 6:30 Uhr zum Start, der nur zehn Minuten entfernt war. Die Organisation am Start war hervorragend. Ich war im blauen, zweiten Startblock eingeteilt. Um 7:25 Uhr ging es los.
Der Start verlief entspannt, und das Wetter war zunächst angenehm. Der erste Anstieg zum Col du Glandon begann nach etwa 15 km. In einem Pulk von ca. 40 Mitstreitern nutzte ich den Windschatten bis der Anstieg begann. Der Anstieg selbst war 30 km lang mit 1400 Höhenmetern – angenehm zu fahren, und ich überholte stetig andere Teilnehmer. Die Beine fühlten sich gut an, und das Wetter blieb trocken.
Auf der Passhöhe wurde die Zeit für die Abfahrt neutralisiert, was eine entspannte Verpflegung und eine Biopause ermöglichte. Die Verpflegungsstationen boten jedoch eher bescheidene Auswahl, und die Produkte des Sponsors 226ERS waren nicht mein Geschmack. Zum Glück hatte ich genügend eigene Riegel und Gels dabei.
Nach der Abfahrt vom Col du Glandon fand ich eine Gruppe, um den flachen Abschnitt zum Col du Télégraphe zu bewältigen. Der Wind war brutal, und niemand war motiviert an der Spitze zu fahren, entsprechend brach das Tempo immer wieder zusammen. Der Anstieg zum Col du Télégraphe war mit 12 km und 850 Höhenmetern gut zu bewältigen.
Oben angekommen, füllte ich meine Bidons auf und stärkte mich mit zwei Bananenstücke. Der folgende Anstieg zum Col du Galibier war anspruchsvoller - 17 km mit 1200 Höhenmetern. Hier setzte heftiger Regen ein, und starke Windböen begleiteten uns. Eine Verpflegungsstation zur Hälfte des Anstiegs bot endlich Cola – ein ersehnter Koffeinkick.
Die Abfahrt vom Col du Galibier war durch Gewitter und starke Winde herausfordernd. Kalte Hände und unerwartete Windböen machten die Abfahrt grenzwertig. Erst weiter unten wurde es wärmer, und ich fand eine starke Gruppe für die letzte flache Passage nach La Bourg D‘Oisans.
Den Startort erreichte ich unerwartend schnell und verpasste dadurch den letzten Verpflegungsposten vor dem Anstieg zur Alpe d'Huez. Die letzten 13 km sollten auch ohne zusätzliche Energiequellen zu bewältigen sein. Der Anstieg selbst begann gut, aber bald merkte ich, dass ich mein Tempo reduzieren musste. Die letzten 3 km waren die härtesten des Tages, die Sonne zeigte sich und es wurde warm. Das Ziel erreichte ich mit einer offiziellen Zeit von 7:50:00. In meiner Alterskategorie M50 Platz 82 von 1172 Finishern.
La Marmotte Granfondo ist eine Herausforderung mit einer landschaftlich wunderschöne Strecke, auch wenn das Wetter nicht mitspielte. Der Vergleich mit dem Ötztaler Radmarathon fällt schwer: Beide Events haben ihren Reiz. La Marmotte besticht durch die Landschaft, während der Ötztaler besser organisiert ist und mehr Renncharakter bietet. Am besten, man fährt beide einmal.
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